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Meeting People (Satis Shroff)



1. Das Ritual
Eine betagte Dame sitzt auf dem Boden

und spielt ein Tamborin.
Die anderen sitzen im Kreis.
Plötzlich legt sie das Tamborin beiseite,
Steht auf und verläßt den Raum.
Sie lebt in einem Altersheim.
Sie öffnet ihre Zimmertür,
Schaut das Van Gogh Bild an
Und fragt sich:
‘Hängt das Bild gerade oder schief?
Habe ich das Licht ausgemacht?
Sie bedient den Lichtschalter viermal.
Sie geht ins Badezimmer:
Tropft der Hahn?
Dreht den Hahn auf und zu.
Habe ich die Tür geschlossen?
Sie macht die Tür auf und zu.
O, habe ich die Kochplatten ausgemacht?
Oder glühen sie?
Ich habe solche Angst.
Wo ist das Bügeleisen?
Habe ich vergessen, den Stecker heraus zu ziehen?
O Jemine! So eine Schande.
Ich muß das gesamte Ritual nochmal wiederholen,
Sonst hat meine Seele keine Ruhe.
* * *
2. Erinnerungen
Ich ging in ein Altersheim
Verkleidet als ein Hase,
Mit einer roten Nase.
Ich spielte mit meiner Mundharmonika
Alte Deutsche Lieder für die Mitbewohner.
Manche lächelten,starrten
Und andere applaudierten,
Wie der Jubel kleiner Kinder.
Die alten Melodien riefen Erinnerungen,
Von glücklichen Tagen hervor.
Besonders bei Gästen mit Demenz.
'Dank'schön!' sagte eine betagte Dame,
Mit Tränen in den Augen.
Ihre Augen sagten:
'Sie haben mir meine Erinnerungen zurückgebracht.'
O, es war so eine Bereicherung,
Den anderen helfen sich zu erinnern,
Den Altersheim-Blues zu vergessen,
Auch wenn es nur für einen Abend war.
* * *
3. Ein kleines Kind
Es war Fasnetzeit,
Der Winter wurde vertrieben.
Die Leute trugen bunte Kleider
Um den Karneval zu feiern.
Isolde war gekleidet als ein Harlekin,
Mit farbenfrohem Kostüm und einer Blume
Auf ihrem Kopf.
Sie sah ein kleines Kind vorbei laufen,
Hob das Kind hoch und umarmte es.
Sie schloß ihre Augen und summte ein Lied.
Ihre innerster Wunsch war, eine Mutter zu werden.
Jetzt hatte sie ein Kind im Arm.
Wie süß es doch war, die Wärme des Kindes zu verspüren.
Das Kind schien es zu gefallen,
Es wurde ruhig und mochte ihre Wärme.
Isolde träumte oft sie wäre Schwanger.
Jeden Morgen erzählte sie die anderen Patienten,
Und dem Psychiatriepersonal:
'Ich habe gestern Abend ein Kind zur Welt gebracht.'
* * *
4. Hasenscharte
Sie nannten mich Hasenscharte in der Schule.
Als ich die Treppe herunter ging,
Haben sie mich getreten.
Ich kam öfters mit Schürfwunden nach Hause.
Kinder in meinem Alter
Nannten mich:'Lakhe,
Das Monster mit dem roten Gesicht.'
Manche nannten mich sogar ’Narbengesicht.'
Wir waren Arm und Mutti betete für mich,
Aber das half mir nicht.
Ich wurde sehr traurig.
Ich konnte nicht mehr in mein Spiegelbild schauen.
Hasenscharte: Ich hatte Angst vor mir selbst.
Warum mußte ich so geboren sein?
Hatte ich in meinem früheren Leben gesündigt?
Warum wurde ich so bestraft?
Was habe ich getan um mit so einem Karma
Bestraft zu werden?
Ich betete die buddhistischen und hinduistischen Götter an.
Ich machte Opfergaben,
Aber sie blieben stumm.
Ich war ein Tharu und lebte in Chitwan.
Manchmal kamen wilde Elefanten
auf die Felder,
Um das zu fressen,
Was sie finden konnten.
Sogar Leoparden und Tiger
Kamen Nachts schleichend an,
Und nahmen Ziegen
Oder ein Kleinkind mit.
Während der Nacht
Hatte ich Angst vor den Dschungeltieren,
Tagsüber hatten die Schulkinder Angst vor mir.
Ich haßte es, in die Schule zu gehen,
Haßte jede Begegnung mit meiner Mitmenschen:
Alle starrten mich nur an.
Manchmal schaute ich ein Bollywoodfilm an.
Ich identifizierte mich mit Shah Rukh Khan.
Was für ein großartiger Held.
Ich wünschte mir ich könnte sein wie er;
gegen die Bösewichte kämpfen
Und die Herzen von schönen Frauen zu erobern.
Ein Blick in den Dorfteich oder eine Reflektion im Fenster
Und ich wurde in die Realität zurückgeholt.
Ein Lehrer sagte zu meiner Mutter,
Sie sollte mit mir nach Sankhu gehen,
dort helfen ausländische Chirurgen armen Nepalesen
Für ein paar Rupien.
Meine Mutter gab mir Hoffnung.
Dennoch hatte ich Angst vor der Operation.
Ich erwähnte es zu niemandem in der Schule.
Eines Tages sind meine Mutti und ich
nach Sankhu gefahren,
Es befand sich neben der Hauptstadt.
Die Busreise war lange und sehr mühsam,
Aber ich dachte die ganze Zeit an mein Gesicht.
Als wir dort ankamen, sah ich weiß gekleidete Menschen,
Die aussahen wie britische Sahibs.
Mir wurde erzählt, dass sie aus dem Kontinent kamen,
Wo auch immer das sein mag.
Eine nette weiße Frau gab mir eine Puppe
Mit blonden Haaren.
In Nepali wir nennen das 'Sunpat.'
Mein Herz schlug laut und schnell.
Ich fing an schneller zu atmen.
'Du wirst gleich einschlafen,'
Sagte eine Nepali Krankenschwester.
O, Wunder! Als ich aufwachte,
Spürte ich eine Bandage auf meinem Oberkiefer.
Mein Mund fühlte sich wie zusammengenäht an.
Als die Bandage entfernt wurde,
gaben sie mir einen Spiegel.
Ich hatte Nähte von den Nasenlöchern
Bis zu meiner Oberlippe.
Die sogenannte 'Fissure’ Lücke war endlich zu.
Eine Flut von Tränen liefen über meine Wangen:
Ich schämte mich und weinte vor Freude.
O, Danke Interplast Deutschland,
Du hast mir ein neues Leben geschenkt.
Ich habe jetzt einen Schnurbart
Und eine hübsche Frau.
* * *
5. APRIL 1945
Sie trug einen roten Wintermantel
Und hielt einen Gehstock in der Hand.
Gabriela Klein überquerte den Zebrastreifen,
Neben der neue schwarzen Unibibliothek.
Eine Kompanie von Soldaten im Kampfanzug
Kamen von der anderen Straßenseite.
Ihre Schritte verlangsamten und ihr Körper zitterte.
In ihrem Geist, ist sie im April 1945:
Die Franzosen haben Freiburg in den Besitz genommen.
Die Werwolf Hitlerjugend wollte das Schwabentor sprengen.
Freiburgs tapfere Männer haben's verhindert.
Wie werden die Franzosen uns behandeln?
Sie hatte damals keine Ahnung,
Daß der Krieg schon vorbei war.
Kein Radio,
Keine Zeitungen.
Ausgangssperre von 19 Uhr bis 7 Uhr.
Obwohl die Deutschen und die Franzosen
Einst Erzfeinde waren,
Benahmen sich die französische Soldaten diszipliniert.
Tagsüber suchten die Leute nach Nahrung.
Die rückkehrenden und verletzten Soldaten
Verursachten die Nahrungsknappheit.
Sie erinnerte sich, daß sie Nachts

 Felder durchsuchte um Kartoffeln zu stehlen.
Damals verwalteten die Franzosen die Stadt.
Als die Soldaten vorbei marschieren,
schlägt Gabriela’s Herz wieder normal.
Sie hört auf zu hyperventilieren
Und schafft es auf die andere Straßenseite.
'Huch!' nuschelt Gabriela:
'Ich bin mal wieder am Tagträumen.'
* * *

EINSAMKEIT

Die Dame mit den silbernen Haaren
sitzt vor ihrem Wohnungseingang
Und denkt über ihr Leben nach.
Ihre Tochter Androula ist wohlauf in Deutschland,
Ihr Sohn Janis lebt mit seiner Frau in Athen.
Und sie?
Sie lebt in Einsamkeit und Gebet,
Eine Witwe in Schwarz Tag ein und aus.
Ihre Beine sind schwach und ihr Gang instabil.
Ihr wird es häufig schwindelig.
Aber das schlimmste
Ist ihre fehlende Erinnerung:
Ich kann an meine ferne Vergangenheit erinnern,
Aber ich weiß nicht mehr,
Ob ich meine Kapseln eingenommen habe,
Oder nicht.
Wie lange kann ich noch auf mich aufpassen?
* * *

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